Mit dem Abschluss des Zahnwechsels ist Euer Hund kein Welpe mehr, sondern Junghund. Nun beginnen auch die Hormone langsam ihre Arbeit und dann heißt es: Pubertät – Wegen Umbaus geschlossen! Die erste Phase der Adoleszenz ist geprägt von ganz viel Hormonchaos, von Ablösungsprozessen und eigener Persönlichkeitsentwicklung. Den Hund dabei zu begleiten ist spannend, kann aber manchmal auch an den Nerven zehren. Deshalb hier ein paar Tipps, wie Ihr die Zeit so gut wie möglich mitgestalten könnt.
Wo ist mein Hund geblieben?
Viele Besitzer haben das Gefühl, ihren Hund nicht wiederzuerkennen. Sie verändern sich äußerlich, beginnen plötzlich nach Hund zu riechen, reagieren anders auf Artgenossen und vor allem: Nichts scheint mehr zu klappen. Rückruf? Fehlanzeige. Aufmerksamkeitsdefizite tun sich auf, alles ist plötzlich interessanter als man selbst. Wo ist der niedliche, folgsame Welpe? War alles umsonst? Nein! Jede erfolgreiche Trainingseinheit aus der Welpenzeit war sinnvoll und gut. Ihr habt da einen Grundstock gelegt, der nicht weg ist, sondern nur kurzzeitig „verschüttet“.
Nicht persönlich nehmen
Viele Halter*innen nehmen es persönlich, wenn sich der Hund plötzlich nicht mehr so sehr für sie interessiert oder sich nicht mehr abrufen lässt. Bitte tut das nicht! Euer Hund macht das nicht
absichtlich, er kann tatsächlich oftmals nicht anders. Auch abstruse Erklärungen, die eine harte Erziehungslinie rechtferigen sollen, taugen nicht. Ein Hund in der Pubertät ist nicht
"aufmüpfig", er will weder eine Rangordnung austesten (weil es i.d.S. gar keine Rangordnung zwischen Menschen und Hunden gibt), noch will er seine Menschen bewusst ärgern. Er ist schlicht
überfordert mit all den Hormonen, den Umwelt- und Sozialreizen, den Veränderungen in und um ihn.
Liebevolle Konsequenz
Pubertät ist natürlich kein Freifahrtschein. Wichtig ist jetzt: Dranbleiben. Seid konsequent! Das ist wichtig, weil es dem Hund Sicherheit vermittelt. Sorgt für viel Entspannung. Jeder Jungspund
kann wunderbar aufdrehen, aber jetzt gilt es, auch mal zu ruhen und zu entspannen. Ruhepausen solltet Ihr bewusst einbauen und darauf achten, dass auch der Junghund genug Schlaf abbekommt.
Kreativität ist gefragt
Alles, was ein Hund gerne mag, kann man als Belohnung einsetzen. Das Problem ist, dass sich bei Junghunden die Motivationslage meist ändert und andere Prioritäten gesetzt werden. Generell sind
Futterbelohnungen ja ohnehin nur dann motivierend, wenn sie ein Bedürfnis befriedigen. Ist das Bedürfnis ein soziales Spiel mit Artgenossen, haben wir schlechte Karten mit unseren Lickerlis.
Jetzt heißt es, andere Belohnungsmöglichkeiten zu finden:
- Lieblingsspielzeug
- Ball
- Zergel
- buddeln
- auf etwas Tolles aufmerksam machen
- Futterbeutel/ Dummy
- Felldummy
- Suchspiel
- Rennspiele
- erneute Freigabe in den Freilauf
- zurück ins Spiel schicken
- u.s.w.
Seid kreativ und schreibt Euch auf, was Euer Hund gerne macht. Grundsätzlich gilt: Man kann einen Hund mit allem belohnen, was er lieber tut, als das, was er gerade macht. Junge Hunde sind neugierig. Nutzt den Überraschungseffekt, indem Ihr den Hund für eine sehr gut ausgeführte Übung oder einen schnellen Rückruf unter Ablenkung mit einem echten Jackpot belohnt.
Spaß haben!
Beim Training solltet Ihr Eure Ansprüche den Gegebenheiten anpassen. Wenn es momentan aufgrund der Ablenkungsreize draußen nicht möglich ist, sinnvoll zu trainieren, dann macht Ihr es eben
zuhause oder im Garten. Training soll allen immer Spaß machen. Habt Ihr Lust, in die Arbeit zu gehen, wenn Euer Chef immer viel zu viel von Euch erwartet und permanent schimpft? Freut Euch über
kleine Erfolge, arbeitet konzentriert und wohlwollend. Denn je stärker die Außenreize sind, desto mehr müsst Ihr Euch ins Zeug legen! Wenn es bei Euch immer nur schlechte Laune und Genervtheit
gibt, wird Euer Hund sich im Zweifel lieber für die lustig tobende Hundemeute oder den Fußball der Kinder entscheiden, als für Euch. Wer jetzt zu harten Trainingsmethoden greift, schneidet sich
ins eigene Fleisch: Den Vertrauensverlust könnt Ihr vielleicht nie wieder ganz ausgleichen. Ihr braucht: Geduld, positive Gedanken, eine realistische Erwartungshaltung und Freude an der Sache.
Beendet das Training immer mit einer positiven Erfahrung für Euch und den Hund. Ihr nehmt diese Erfahrung mit ins nächste Training.
Rückruf
Auch wenn der Rückruf bereits perfekt saß, kann es jetzt vermehrt Probleme geben. Besonders das Abrufen aus dem Spiel wird jetzt sehr schwierig werden oder gar unmöglich sein. Auch, wenn es
manchmal schwer ist: Macht Euch den Rückruf jetzt nicht kaputt, indem Ihr ihn erfolglos 216 Mal wiederholt. Wartet also immer lieber kurz ab und überlegt Euch dreimal, ob Ihr in bestimmten
Situationen abruft, oder lieber kurz wartet, um einen günstigen Moment abzupassen. Regeln für den erfolgreichen Rückruf findet Ihr
hier. Auch die Konditionierung auf eine Hundepfeife könnt Ihr jetzt noch parallel starten. Und
ansonsten gilt eben: Schleppleine dran!
Das Wichtigste zum Schluss
Habt Geduld mit Eurem Jungspund. Und denkt immer daran: Es geht so schnell vorbei – genießt jeden Tag mit Eurem Hund!
Fotos: Steffi Atze ♥