Ein Spaziergang mit einem Welpen ist viel mehr als nur „Auspowern“ oder Gassigehen. Es ist eine Einladung an Deinen jungen Hund, die Welt in seinem Tempo kennenzulernen – mit Deiner sicheren Begleitung. Für eine gesunde Entwicklung ist es entscheidend, dass Spaziergänge von Anfang an durchdacht, entspannt und welpengerecht gestaltet werden.
Warum der Spaziergang keine Reizüberflutung sein darf
Welpen befinden sich mitten in einer sensiblen Entwicklungsphase. Alles ist neu: Gerüche, Geräusche, Bewegungen, Menschen, Hunde, Fahrzeuge… Und genau hier liegt der Schlüssel: Ein Welpe muss Reize kennenlernen, nicht aushalten. Zu viele Eindrücke auf einmal können schnell überfordern – das zeigt sich oft in überdrehtem Verhalten, Unruhe oder auch Rückzug.
Ein gelungener Spaziergang ist deshalb kein Abenteuermarathon, sondern bietet gezielt Raum für neue Eindrücke – in kleinen, gut dosierten Portionen. So entstehen positive Lernerfahrungen und die Basis für ein sicheres, neugieriges Verhalten im späteren Leben.

Die Persönlichkeit entscheidet: schüchtern oder extrovertiert?
Jeder Welpe bringt seine ganz eigene Persönlichkeit mit. Manche Hunde starten mutig ins Leben, andere beobachten lieber erstmal aus der Distanz. Beides ist völlig in Ordnung.
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Ein zurückhaltender Welpe braucht mehr Zeit, Abstand und Verständnis. Hier helfen ruhige Orte, an denen er Reize beobachten darf, ohne mittendrin zu sein. Dein Job: Schutz bieten, nicht drängen.
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Ein extrovertierter Welpe erkundet begeistert seine Umwelt. Trotzdem ist es wichtig, auch ihm Ruhe beizubringen – denn Reize filtern und sich wieder regulieren zu können, ist erlernbar und essentiell.
Egal, wie Dein Welpe gestrickt ist: Spaziergänge sind kein Leistungssport, sondern eine Gelegenheit, gemeinsam Erfahrungen zu sammeln – in einem sicheren Rahmen.
Entspannung und Resilienz sind Trainingsziel Nummer eins
Viele Halterinnen und Halter denken bei Spaziergängen an Auslastung – und ja, Bewegung ist wichtig. Aber für Welpen steht Entspannung im Fokus. Ein optimaler Spaziergang beinhaltet daher:
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Zeit zum Schnüffeln – Gerüche verarbeiten ist Gehirnjogging und baut Stress ab.
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Beobachten dürfen – Reize in Ruhe anschauen zu können, stärkt das Selbstbewusstsein.
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Pausen – auch (oder gerade) mitten im Spaziergang: einfach mal hinsetzen, runterkommen, gemeinsam verschnaufen.
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Sicherheit durch Dich – ruhige Stimme, Orientierung an Dir, klares Feedback.
Die wichtigste Fähigkeit, die ein Welpe lernen kann, ist nicht „bei Fuß gehen“, sondern sich in Deiner Nähe sicher zu fühlen.
Resilienz ist wichtig, damit der Welpe später ein selbstbewusster, sicherer Alltagsgefährte wird. Ihr müsst nicht jeden Stress von den Welpen fernhalten, im Gegenteil! Der Alltag bietet gute Möglichkeiten, mit Frust umzugehen, warten zu lernen, sich auf- und wieder abzuregen, sich zu erschrecken und sich wieder zu beruhigen. Sollte Dein Welpe sich mal fürchten, von einem anderen Hund überrannt werden oder bei einem Geräusch erschrecken, ist das normal! Bleib ruhig, bleib entspannt, sei für Deinen Hund da und bringe ihn noch in der Situation wieder in eine positive Stimmung. Sollte das nicht möglich sein, weil der Welpe Panik hat, gehe so weit aus der Situation, bis er sich wieder beruhigt hat.
Wie lang sollte ein Welpenspaziergang dauern?
Die oft zitierte Faustregel von 5 Minuten pro Lebensmonat am Stück würde ich nicht pauschal unterschreiben. Es kommt sehr auf die Umgebung und die Art des Spaziergangs an. Wenn Dein Welpe auch auf dem Arm oder in der Tasche unterwegs ist und Du auf Pausen und gegebenenfalls Schlaf achtest, kannst Du auch größere Touren machen. Baue aber immer Ruhephasen ein, in denen Dein Welpe runterfahren und entspannen kann. Was kann Dir Besseres passieren, als wenn Dein Welpen den ersten Restaurantbesuch fast komplett verschläft und in neuer, ungewohnter Geräusch- und Geruchskulisse einfach entspannt neben Dir schnarcht?
Fazit: Qualität statt Kilometer
Ein Spaziergang mit einem Welpen ist ein Lernfeld – kein Auspowern. Es geht um Beziehung, Vertrauen und die gemeinsame Entdeckung der Welt. Wenn Dein Welpe unterwegs entspannen kann, neugierig bleibt und Du seine Individualität achtest, dann seid Ihr auf dem besten Weg zu einem sicheren, starken Mensch-Hund-Team.
Wenn Du Unterstützung mit Deinem Welpen suchst, zeige ich Dir, wie Du Spaziergänge von Anfang an sinnvoll gestaltest – abgestimmt auf Deinen Hund, Deinen Alltag und Eure gemeinsame Zukunft.