Häufig heißt es, Ball spielen, Zerrspiele oder Spielzeug mit Echtfell würden das Jagdverhalten verschlimmern, den Hund zu sehr hochdrehen oder zu einem Ball-Junkie machen. Die gute Nachricht: Das stimmt so nicht! Das passiert nur, wenn man das Spielzeug nicht richtig einsetzt. Denn ein Ball- oder Zerrspiel kann eine tolle Belohnungsmöglichkeit sein, kann für das Jagdersatztraining gezielt eingesetzt werden oder einfach für ein ausgelassenes Spiel mit dem Hund sorgen.
Was Ihr auf keinen Fall machen sollt: In den Park gehen, Ball werfen, einpacken, heimgehen.
Was Ihr machen sollt: Für abwechslungsreiche Spaziergänge sorgen, auf denen auch Mal (!) der Ball geworfen werden kann oder gezergelt wird. Die Dosis macht das Gift und alles steht und fällt mit
der Umsetzung. Übt deshalb ganz gezielt das Regulieren der Aufregung am Spielzeug.
Anspannung & Entspannung: Spiel in Erregungswellen
Wenn Ihr mit Euerm Hund Ball spielt oder zergelt, achtet darauf, dass Ihr langsam beginnt, den Hund dann Schritt für Schritt in eine höhere Erregungslage bringt und ihn dann – ganz wichtig! – wieder in Entspannung bekommt, und zwar mit dem Spielzeug!
Nehmt also möglichst unaufgeregt das Spielzeug heraus und beginnt, langsam damit zu spielen, den Ball also hin und her zu rollen und ein wenig zu werfen, das Zergel langsam über den Boden zu ziehen. Steigert Euch dann immer mehr und werft immer weiter weg oder zergelt wilder, bis Ihr schließlich wieder langsamer und ruhiger werdet in Euren Bewegungen. Zum Schluss wird der Ball nur noch gerollt, am Zergel nicht mehr gezogen.
Das nennt man Spiel in Erregungswellen. Ziel ist, dass der Hund das Spielzeug nicht mit riesiger Erregung verknüpft. Nimmt man das Spielzeug einfach während des Spiels weg, bleibt der Hund auf dem hohen Erregungslevel und kann dadurch ein Suchtgefühl entwickeln. Das ist das, was Ihr bei Balljunkies seht: Die Welt kann um sie herum einstürzen. Sie sehen nur den Ball, sind wie besessen davon.
Das Spielende ankündigen
Wenn Ihr den Hund langsam wieder etwas beruhigt habt, gebt Ihr ein Ende-Signal. Das bedeutet für den Hund, dass das Spiel jetzt vorbei ist. Ihr werdet daraufhin den Ball nicht mehr anfassen oder werfen, Ihr zieht nicht mehr am Zergel oder berührt es. Lasst Euren Hund sich ruhig noch ein wenig mit dem Spielzeug beschäftigen, bis das Interesse nachlässt. Dann erst nehmt Ihr das Spielzeug an Euch und steckt es sichtbar für den Hund ein.
Wichtig! Nachdem Ihr das Ende-Signal gegeben habt, ist wirklich immer Schluss mit dem Spiel und Ihr interagiert nicht mehr mit Hund und Spielzeug! Auch nicht, wenn der Hund Euch den Ball vor die Füße spuckt, bellt oder sonstwie versucht, auf sich aufmerksam zu machen.
Was tun, wenn der Hund das Spielzeug nicht mehr hergibt?
Am Spielzeug lässt sich wunderbar das „Ausgeben“ üben. Haltet dazu ein Leckerli dem Hund direkt vor die Nase oder werft es vor ihn, sobald er das Spieli loslässt, lobt oder markert Ihr den Hund
und er bekommt das Leckerchen. Danach darf er sein Spielzeug unbedingt wieder haben. Das ist wichtig! Wenn sonst wäre es ein schlechter Tausch für den Hund. Auch das Zehn-Leckerli-Spiel kann hier
angewendet werden: Stellt Euch etwas entfernt und beginnt, Leckerlis ins Gras zu zählen. Wetten, dass Euer Hund ziemlich bald angerannt kommt? Sobald er bei Euch ist, rennt Ihr davon und beginnt
wieder in einiger Entfernung zu zählen.
Bei Hunden, die den Kiefer gar nicht mehr aufmachen wollen, kann man gegen einen zweiten Ball eintauschen. Anfangs könnt Ihr den zweiten Ball auch einfach dazulegen und abwarten, bis der Hund das
Interesse verliert. Das kann auch einmal länger dauern! Habt da unbedingt Geduld und übt die Entspannung am Ball.